Das Auge - Einführung
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über die Anatomie und Funktion der wichtigsten Strukturen unserer Augen geben. Dies soll helfen, Erkrankungen und die angebotenen Therapien besser zu verstehen.
Das Auge ist ein komplexes System, das die Aufgabe hat elektromagnetische Strahlung (Licht) mithilfe der Photorezeptoren (Sehsinneszellen) aufzunehmen und in Nervenimpulse umzuwandeln und diese über den Sehnerv in das Gehirn weiterzuleiten. Dort entsteht in der Sehrinde letztlich ein Abbild der betrachteten Umwelt.
Aufbau und Funktionsweise des Auges entsprechen dem einer analogen Fotokamera. Die Hornhaut wirkt wie eine gläserne Linse. Die Pupille ähnelt der Blende in der Kamera. Die Linse des Auges entspricht den übrigen gläsernen Linsen des Kameraobjektivs, die die Scharfeinstellung auf verschiedene Distanzen ermöglichen. Im Auge nennt man diesen Vorgang Akkommodation.*
Die Netzhaut ist mit dem Film vergleichbar. In der Kamera bündeln die Linsenobjektive die Lichtstrahlen auf dem Film, so wird auch auf der Netzhaut das ins Auge einfallende Licht durch Hornhaut und Linse gesammelt. Ist deren Brechwert genau auf die Länge des Auges abgestimmt, kann man scharf sehen.**
Angegeben wird die Brechkraft in Dioptrien (dpt.). Die Gesamtbrechkraft des Auges umfasst etwa 65 dpt.
*Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität der Linse und damit auch die Fähigkeit zur Anpassung an Ferne und Nähe (Akkommodation) ab. Ein Kleinkind sieht noch auf eine Entfernung von 6 cm scharf. Mit dreißig Jahren klettert die Grenze auf 15 cm, mit 50 Jahren sogar auf 40 cm. Dies ist der Grund dafür, weshalb wir mit zunehmendem Alter die Gegenstände immer weiter weg halten müssen, um sie scharf zu sehen. Gelingt dies nicht mehr, benötigen wir eine Lesebrille.
**Entspricht der Brechwert der einzelnen Bestandteile nicht der Länge des Auges, ist man kurzsichtig (man sieht in der Nähe scharf) oder weitsichtig (man sieht in der Ferne scharf) und benötigt zum Scharfsehen eine Brille oder Kontaktlinsen. Gleiches gilt für Hornhautveränderungen (z. B. Hornhautverkrümmung), auch diese werden mit Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert.
Wo befindet sich das Auge?
Das Auge befindet sich, eingebettet in ein schützendes Fettpolster, in der knöchernen Augenhöhle (Orbita) des Schädels. Umgeben wird es vom Nasen-, Joch-, Tränen- und Stirnbein. Das Auge eines erwachsenen Menschen misst circa 2,3 cm im Durchmesser.
Woraus besteht das Auge?
Der Augapfel (Bulbus oculi) zusammen mit dem Sehnerv ist das eigentliche Organ zum Sehen. Die Augenanhangsorgane, bestehend aus Augenlidern, Tränenapparat, Augenmuskeln und Bindehaut, dienen der Unterstützung, damit das Auge seine Funktion erfüllen kann.
Wie ist das Auge aufgebaut?
Die Wand des Augapfels besteht aus drei Schichten (siehe Abbildung).
Die äußere kollagene Schicht dient dem Schutz des Augapfels und besteht aus der undurchsichtigen Sklera (Lederhaut) und der transparenten lichtbrechenden Kornea (Hornhaut).
Die mittlere Schicht dient vor allem der Blutversorgung bzw. Ernährung der okulären Strukturen und besteht aus Iris (Regenbogenhaut), Corpus ciliare (Ziliarkörper) und Chorioidea (Aderhaut).
Die innere Schicht bildet die Retina (Netzhaut), die aus dem sensorischen Teil und dem retinalen Pigmentepithel besteht.
Am Übergang von Kornea zu Sklera und Konjunktiva liegt der Limbus corneae, darunter der Kammerwinkel mit den Strukturen des Kammerwasserabflusses.
Der Innenraum des Augapfels enthält als weitere Strukturen den Glaskörper (Corpus vitreum) und die Augenlinse.
Die Augenanhangsorgane
Der Lidapparat
Die Augenlider (oberes und unteres Augenlid) dienen neben dem Tränenapparat dem Erhalt der Funktionsfähigkeit der Hornhaut sowie als Schutz gegen mechanische Verletzungen, Austrocknung und übermäßige Lichtein-wirkung.
Die Augenlider enthalten verschiedenartige Drüsen, die Schweiß, Talg und die Tränenflüssigkeit produzieren. Durch den regelmäßigen Lidschlag (10–20-mal pro Minute) werden die Drüsensekrete und die Tränenflüssigkeit gleichmäßig über Binde- und Hornhaut verteilt und schützen diese so vor dem Austrocknen.
Der Tränenapparat
Die kontinuierliche Befeuchtung der Augenoberfläche ist für die optische Qualität sowie für die Ernährung der Hornhaut von Bedeutung. Die Tränenorgane bestehen aus einem tränenbildenden Teil, den Tränendrüsen, und einem tränenableitenden Teil, den Tränenabflusswegen. Die Tränendrüsen sezernieren je etwa 5–7 μl Tränenflüssigkeit pro Minute, die die wässrige Schicht des Tränenfilms bildet.
Der Tränenfilm
Der Tränenfilm dient der Befeuchtung, Reinigung, Ernährung, Protektion und antibakteriellen Abwehr der Augenoberfläche und trägt zur Qualität der optischen Abbildung bei. Aus überwiegend didaktischen Gründen wird der Tränenfilm in eine äußere fetthaltige Schicht, eine mittlere wässrige Schicht und eine innere schleimhaltige Schicht (Muzinschicht) eingeteilt. Die Zusammensetzung des Tränenfilms ist jedoch komplex und unterliegt stetigen Veränderungen. Eine klare Trennung, insbesondere zwischen der schleimhaltigen und wässrigen Komponente, ist nicht gegeben.
Die äußere fetthaltige Schicht dient vor allem der Stabilisierung des Tränenfilms und als Verdunstungsschutz. Die mittlere wässrige Schicht enthält Nährstoffe und antimikrobielle Proteine. Die innere Schleimschicht dient der Haftung des Tränenfilms auf der Augenoberfläche.
Nur ein intakter Tränenfilm ermöglicht eine ausreichende Keimabwehr und damit einen gefahrlosen Kontakt der Augenoberfläche mit den zahlreichen Belastungen der Außenwelt.
Die Tränenabflusswege
Die Tränenflüssigkeit gelangt von den Tränendrüsen zunächst in den Bindehautsack, von wo sie durch den Lidschlag zum Augenwinkel transportiert und dort von den oberen und unteren Tränenpünktchen aufgenommen wird. Über die Tränenkanälchen wird sie durch Muskelkontraktionen bei Lidbewegungen in den Tränensack gepumpt (Tränenpumpe). Der Tränensack mündet über den Tränennasengang in die untere Nasenmuschel.
Die Bindehaut
Die Bindehaut ist eine Schleimhautschicht, die in 3 Bereiche gegliedert wird: Die Bindehaut der Lider geht über in die Bindehaut der Übergangsfalten und wird zur Bindehaut des Augapfels, die wiederum an die Hornhautoberfläche angrenzt.
Die Bindehaut ermöglicht die Beweglichkeit des Augapfels und sichert so das Sehen in verschiedene Richtungen. Ihre Konsistenz und Faltbarkeit ermöglicht des Weiteren eine Beweglichkeit der verschiedenen Schichten zueinander. Auch die Abwehr von Infektionen gehört zusammen mit dem Tränenfilm zu den Aufgaben der Bindehaut, da sich in ihr die „Lymphknoten des Auges“ befinden. Das sind Zellansammlungen von sogenannten Lymphozyten und Plasmazellen, die für die Infektabwehr wichtig sind.
Die Bindehaut des Augapfels beherbergt auch die sogenannten Becherzellen, die ein schleimartiges Sekret bilden, das einen wichtigen Teil des Tränenfilms darstellt.
Die Augenmuskeln
Sechs äußere Augenmuskeln (vier gerade und zwei schräge Muskeln) bewerkstelligen die Bewegung des Augapfels. Jede Augenbewegung erfolgt durch das Zusammenspiel mehrerer Muskeln, nie durch einen allein.
Die linke Abbildung zeigt die Muskelansatzstellen auf dem Augapfel von hinten betrachtet, die rechte Abbildung von vorne betrachtet.